Freitag, 15. März 2019

Sisu-Winterduathlon, 23.02.2019

Ein gutes Pferd springt nicht höher, als es muss – 
ich musste mich allerdings in diesem Jahr sehr strecken, 
um das Hindernis zu überqueren.
 
Der Herbst ging wie im Flug vorbei und auch der Winter neigt sich dem Ende und somit stand auch der Winterduathlon der Sisus wie in jedem Jahr seit 2007 Ende Februar an. Schon öfter habe ich mich fragt: „Willst du dir die strapaziöse Vorbereitung echt wieder antun?“ Der Zeitfaktor sagt nein, der Lustfaktor sagt jein, aber so lange der Körper problemlos funktioniert, warum sollte man da nein sagen? Außerdem habe ich das Glück, dass ich den größten Teil meiner Einheiten in einer tollen Trainingsgruppe mit klasse Athleten trainieren kann, da fällt einem das Ganze ohnehin viel leichter. Dieser Winter war verhältnismäßig mild und folglich war der Herbst auch sehr lau und wer hat da nicht Spaß daran mit dem Rad durch den Wald zu heizen? Sozusagen die Belohnung von der Straßensaison, in der manhier im Berliner- und Brandenburger Land kaum eine selektive Runde hat und deswegen größtenteils stupid geradeaus auf Asphalt rumgurkt.
Obwohl ich relativ nah an der Wettkampfstrecke wohne, hatte ich in diesem Jahr eine sehr weite Anreise, da ich mit dem Weltraumjogger Nachwuchs zum Kurztrainingslager in Lindow – Mark war und von dort mit einigen ausgewählten Nachwuchsathleten anreiste. 

Auch musste ich noch nie so früh (7:00 Uhr) losfahren, nicht nur wegen der langen Anfahrt, sondern auch, weil der größte Teil der Passagiere im Vereinsbus beim Shorty starteten, der eine Stunde (9:00 Uhr) vor meinem Rennen, dem Classic, losging. 

Wie auch im Vorjahr mit Jonas Kleemann, startete der Vorjahressieger, Benedikt „Bennie“ Bettin, des Shorty-Rennens nun im großen Wettkampf. Bennie ist auch wie Jonas eines meiner Eigengewächse und war entsprechend gut vorbereitet auf diesen Duathlon. Den Shorty-Duathlon 2019 gewann recht deutlich Janne Büttel, ein weiterer Schützling von mir, der zusammen mit Bennie in diesem Winter äußerst fleißig war und entsprechend große Fortschritte gemacht hatte.
Es war kalt am Wettkampfmorgen, sehr kalt  sogar. -5°C zeigt das Thermometer, als wir uns auf den Weg zum Grunewald machten. Zum Glück kletterte die Temperatur bis zum Startschluss um 10 Uhr, aber wirklich mollig warm war es trotzdem nicht.

Dummerweise hatte ich in Lindow in irgendeiner meiner vielen Taschen meine Laufschuhe vergessen, so dass ich mit Jannes warm gelaufenen und leicht zu großen Schuhen rennen musste. Es ging wie immer flott los und wie nicht anders zu erwarten, ging Bennie vom Start weg an die Spitze des Feldes.

Ich konnte den ersten Kilometer auch gut mithalten, als es nach der ersten Kurve aber bergab ging, musst ich mit meinen unökonomischen Laufstil passen und von dort an den Rest der 5,5km langen Lauf- und Radstrecke alleine weiter laufen. Meine eigenen Wettkampflaufschuhe werden nur von einen handelsüblichen Prym-Gummiband zusammengehalten, Janne hat an seinen aber zusätzlich einen Verschließer dran, der sich, weil ich ihn wahrscheinlich nicht richtig benutzt hatte, öffnete, so dass beide Schuhe locker wie Pantoffeln saßen.

Ich lief den zweiten Teil der Runde mit Aitor Navarro Hita zusammen und Bennie nahm uns 26 Sekunden ab.

Bennies und meine erste Wechselzeiten lagen identisch bei 65 Sekunden. Aitor brauchte 15 Sekunden länger und hatte ab diesem Zeitpunkt nichts mehr dem Ausgang des Duathlons zu tun. Ich versuchte so schnell wie möglich die Lücke zum Führenden zu schließen.

Nach etwa 2,7 km war das Lückeschließen beendet und ich durfte gleich die Führungsarbeit leisten. Mal gucken, wie lange er mithalten kann, dachte ich, wenn er auch hin und wieder Führungsarbeit machen muss. Bennie hat mit seinen 17 Lenzen echt ein gutes Pfund drauf, auf jeden Fall mehr, als ich erwartet hatte. Außerdem kannte er meine Taktik, so konnte ich ihn trotz vieler Tempowechsel bzw. Antritte nicht abschütteln.

Als wir das zweite Mal in die Eingangskurve des Panzerbergs fuhren, taten das auch 6 überrundete Teilnehmer. Ich war so auf die anderen Starter konzentriert, dass ich vergaß hoch zu schalten und fuhr mit etwa 46/14 und 12 km/h um die spitzwinklige Kurve und habe die Kurbel nicht mehr gedreht bekommen. Also runter vom Rad - gucken was los ist – festgestellt, dass am Rad nichts ist, außer, dass der Gang zu fett ist – mit Schwung wieder  rauf und versuchen einen kleineren Gang zu schalten – hat nicht geklappt – abermals runter vom Rad – per Hand hochgeschaltet – rauf aufs Rad und an Bennieboy wieder rangefahren.  
Für sein Alter zeigte der Abiturient eine eindrucksvolle Show.

In der letzten Runde wollte keiner mehr von uns beiden so richtig Führung fahren. Wir rollten sogar teilweise auf den Geraden mit 15 km/h nebeneinander und forderten uns gegenseitig auf Gas zu geben, ohne uns um die Radzeit oder ob jemand von hinten kommen würde, zu scheren. Erst auf dem Gipfel des Panzerberges konnte ich die entscheidende Attacke setzen, um Ben endlich vom Hinterrad loszuwerden. Jetzt waren es weniger als 2 Kilometer bis zur Wechselzone. Eine sehr kurze Strecke, um mir für den noch anstehenden 3-km-Lauf einen Vorsprung zu verschaffen. Ich holte dennoch 25 Sekunden zu dem Junior raus. Wie auch beim ersten Wechsel benötigten wir wieder die identische Wechselzeit von 52 Sekunden. Ich lief sehr zügig an, in der Hoffnung, dass Bennie, der 4 Wochen zuvor auf genau dieser Distanz (3000m) Dritter in der U20 der Berliner Hallenmeisterschaft in 9:15 Min. geworden war, die Verfolgung aufgeben würde.
An der Wende nach 1,5 Kilometern sah ich, dass mein Vorsprung auf jeden Fall nicht mehr 25“ betrug.

Die Zuschauer riefen mir zu: „Er kommt immer näher“, und ihm riefen sie zu: „Den kriegste noch!“ Super, dachte ich mir. Ich hätte es nicht so schlimm gefunden, wenn mich mein Schützling schlagen würde, zumal der Sieg ja „in der Familie bleibt“ und ich diesen Duathlon auch schon ein bis zwei Mal für mich entscheiden konnte, aber schenken wollte ich ihm das Ding allerdings auch nicht. Je näher das Ziel uns entgegen kam, desto mehr gingen wir  an unsere Grenzen und desto mehr ging bei uns auch der Ofen aus. In der für mich schnellsten Zeit erreichte ich das Ziel 74 Minuten mit gerade mal noch 5 Sekunden vor dem 17 jährigen Benedikt Bettin.

Starke Leistung!!! Dann musste ich mich für 3 oder 6 Minuten auf Berlins schönem Waldboden ausruhen ;-)



 





























Fotos: Dirk Bettge
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